Bischöfe Scheuer und Elbs bei Begräbnis von Maria Dammer - P. Marte in Predigt: Maria konnte vielen Menschen, in Österreich und weit darüber hinaus, das Lebens- und Glaubenszeugnis ihrer Eltern vermitteln
Linz, 25.07.2025 (KAP) Maria Dammer, zweitälteste Tochter von Franziska und Franz Jägerstätter, ist am Donnerstag in St. Radegund beerdigt worden. Dem Gottesdienst stand Bischof Manfred Scheuer vor, unter den Konzelebranten war u.a. der Feldkircher Bischof Benno Elbs. Die Predigt hielt P. Christan Marte, Leiter des Jesuitenkollegs in Innsbruck. Dammer war am 18. Juli im 87. Lebensjahr verstorben. "Ich bin überzeugt, dass Maria Dammer jetzt im Himmel mit ihren Eltern vereint ist", so Bischof Scheuer in einer ersten Reaktion. Beim Begräbnis überbrachte der Linzer Bischof eingangs des Gottesdienstes Grußworte von Altbischof Maximilian Aichern.
P. Marte hob in seiner Predigt die christliche Hoffnung auf die Auferstehung hervor: "Wir hoffen, dass Maria im Himmel ist. An jenem Ort, zu dem wir alle unterwegs sind. Dort dürfen wir Maria gut aufgehoben wissen, vereint mit ihren Eltern Franz und Franziska. Dort möge sie nun für uns eine starke Fürsprecherin bei Gott sein - und mit uns weiter in Verbindung bleiben."
Marte erinnerte an ein erfülltes, wenn auch oft nicht einfaches Leben der Tochter von Franz Jägerstätter. "Franziska und die Kinder sind nach der Hinrichtung ihres Vaters auf sich allein gestellt. Maria war fünf Jahre alt. Das waren wirkliche Not-Zeiten, nicht nur materiell." Manche Menschen seien auf Abstand geblieben, hätten Franz und Franziska Jägerstätter, ihre Haltung und ihr Handeln, nicht verstehen können. "Das war auch für Maria hart."
Doch die Erinnerung an ihre Eltern sei Maria stets sehr wichtig gewesen, und sie habe auf ihre ruhige und humorvolle Art vielen Menschen - in Österreich und weit darüber hinaus - das Lebens- und Glaubenszeugnis ihrer Eltern vermitteln können. Dies sei für sie letztlich auch eine große Kraftquelle gewesen, so Marte.
Zum Begräbnis waren neben den Familienangehörigen und der örtlichen Bevölkerung auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Kirche bzw. kirchlicher Organisationen gekommen sowie Vertreter der lokalen Politik.
Bleibende Erinnerungen
Dem Linzer Altbischof Maximilian Aichern war es aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, am Begräbnis von Maria Dammer teilzunehmen. Er nahm aber in einem sehr persönlichen Grußwort Abschied, in dem er auf die vielen Begegnungen mit der Jägerstätter-Tochter zurückblickte. Sie sei eine wichtige Ansprechpartnerin rund um die Verehrung und das Gedenken des seligen Franz Jägerstätte gewesen: "Ich erinnere mich, wie wichtig ihr es war, dass das alte Jägerstätter-Haus saniert und zugänglich gemacht wurde. Ich habe es damals gesegnet", so Aichern.
Begegnet sei er Maria Dammer jedes Jahr bei der Messe zum Jägerstätter-Gedenken, die er als Bischof immer gefeiert habe. Häufig sind auch Bischöfe aus anderen Diözesen und aus dem Ausland gekommen. Auch danach habe er, solange es ihm gesundheitlich möglich war, alljährlich am Gedenken zum Todestag von Franz Jägerstätter im August teilgenommen.
Sehr berührend sei für ihn der 100. Geburtstag von Franziska Jägerstätter im Jahr 2013 gewesen. Bischof Ludwig Schwarz habe die Messe gefeiert, er sei Konzelebrant gewesen. Aichern: "Danach besuchten wir Franziska Jägerstätter im Haus ihrer Tochter. Bischof Ludwig spendete die Krankensalbung, ich habe ihr die Kommunion gereicht, Altlandeshauptmann Josef Pühringer überbrachte Glückwünsche. Maria Dammer hat sich liebevoll bis zu deren Tod um ihre Mutter gekümmert. Möge sie jetzt in Frieden ruhen."
Tochter eines Seligen
Franz Jägerstätter, Bauer und Mesner in St. Radegund (geb. 20. Mai 1907), war entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und weigerte sich aus Glaubensgründen, mit der Waffe für das NS-Regime in den Krieg zu ziehen. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tod verurteilt und am 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel durch Enthauptung hingerichtet. Er wurde am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom seliggesprochen - Im Beisein seiner damals noch lebenden Frau und seiner Töchter. Seine Frau Franziska hatte ihn stets in seiner Glaubensentscheidung bestärkt und bis zuletzt zu ihm gehalten. Sieben gemeinsame Jahre waren dem Ehepaar geschenkt. Franziska überlebte ihren Franz um 70 Jahre, sie verstarb 2013.
Maria Dammer wurde am 4. September 1938 als zweite von drei Töchtern des Ehepaares Franz und Franziska Jägerstätter - sie heirateten 1936 - geboren. Ihre Kindheit war von den Kriegswirren geprägt. Aufgrund eines angeborenen Hüftleidens konnte sie keine schwere Arbeit verrichten. Während ihre beiden Schwestern Rosalia (geb. 1937) und Aloisia (geb. 1940) Bäuerinnen wurden, durfte sie die Handelsschule besuchen. Danach arbeitete sie in verschiedenen Betrieben im Büro, bis sie 1963 in die Gemeinde Hochburg-Ach kam, wo sie unter anderem am Standesamt und in der Buchhaltung tätig war. 30 Jahre lang sollte die Gemeinde ihr Arbeitsplatz bleiben. 1972 heiratete sie Hermann Dammer, die Ehe blieb kinderlos.
1977 zog ihre Mutter Franziska Jägerstätter bei ihnen ein. Das Ehepaar betreute sie liebevoll bis zu ihrem Tod am 16. März 2013. Noch wenige Tage davor, am 4. März 2013, hatte die Ehefrau des Seligen Franz Jägerstätter mit großer Freude ihren 100. Geburtstag gefeiert. "Zum 100. Geburtstag waren noch der Landeshauptmann und der Bischof da", erinnerte sich Maria Dammer 2018 in einem Gespräch mit Andreas Schmoller, dem Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts. "Sie fragte mich dauernd: 'Bin ich schon hundert?', denn ihre Mutter schaffte auch hundert Jahre und vier Tage." Maria Dammers Ehemann starb zwei Jahre nach ihrer Mutter, im Jahr 2015.
Maria Dammer, zweitälteste Tochter von Franziska und des seligen Franz Jägerstätter, ist am 18. Juli 2025 im 87. Lebensjahr im Krankenhaus Braunau verstorben - Bischof Scheuer: "Sie hat die Menschen hineingenommen in das Lebens- und Glaubenszeugnis ihrer Eltern"